Unser Entwicklungs-Team ist begeistert vom Potenzial, das die Integration künstlicher Intelligenz (KI) in unsere digitale Planspielplattform Senaryon bietet. Also vorsichtig begeistert sagen wir mal. Wir haben sie gebeten, eine Wunschliste von KI-Funktionen zu erstellen, die in unsere digitalen Planspiele über
Senaryon integriert werden könnten. Mit dem Vorbehalt, dass sie die weitergehenden Auswirkungen wie ethische, rechtliche, Datenschutz- und Datensicherheitsbedenken nicht berücksichtigen müssen (ein ziemlich starker Vorbehalt, natürlich...).
Übrigens: KI bezieht sich hier auf Large Language Models (LLMs) – also fortgeschrittene KI-Modelle, die menschenähnlichen Text verstehen und erzeugen.
Hilfsmittel für Moderation und Spielleitung:
KI-gestützter News Feed und Szenarioanpassungen: Ein wichtiger Aspekt vieler Spielszenarien ist die Reaktion auf Entwicklungen in der realen Welt und die Dynamik von Nachrichten und Social-Media-Inhalten, die die politischen Akteur*innen beeinflussen. KI könnte genutzt werden, um Ereignisse, Nachrichten und Beiträge in sozialen Medien vorzuschlagen, die zur aktuellen Spielsituation passen. Die Spielleitung würde von der KI generierte Vorschläge erhalten, die sie überprüfen, ändern und für die Aufnahme in den Nachrichten-Feed des Spiels freigeben könnten. Dies würde häufigere und umfassendere Aktualisierungen ermöglichen und das Spielerlebnis bereichern.
KI-gestütztes Aufgaben-Feedback: Unser Aufgabensystem ermöglicht die Benotung von Freitextaufgaben. Wie wäre es, wenn es einen KI-Bewertungsvorschlag gäbe, der sowohl die Aufgabenbeschreibung im Kontext des Spiels als auch die Antworten der Teilnehmenden bewertet und ein Feedback zu Inhalt und Form der Beiträge gibt? Mit Hilfe eines „Stil"-Prompts, wie z. B. "Streng, aber unvoreingenommen" oder "Aufgeregt und beeindruckt", könnten Moderator*innen optional den Tonfall ändern und dann die Rückmeldung überprüfen, ergänzen und abschicken.
KI-gestützte Moderation von Inhalten: KI könnte eingesetzt werden, um zu überwachen, ob Nachrichten im Chat-System im Spiel beim Thema bleiben oder in Inhalt und Form unangemessen sind. Wir haben zwar ein Meldesystem (flag message), aber die KI könnte Versuche, die Simulation entgleisen zu lassen, schnell erkennen und entweder die Moderation alarmieren oder direkt in den Chat eingreifen.
In-Game-Tools
Assistenz für formelles Schreiben: Viele unserer Simulationen, insbesondere die, die wir
an Universitäten durchführen, beinhalten formale Kommunikation auf hohem Niveau. Wir könnten den Teilnehmenden einen zuschaltbaren Assistenten anbieten, der die Kommunikation überprüft und Hinweise zur sprachlichen Verbesserung gibt, Redeentwürfe erstellt, uvm. Die Bewertung und die Hinweise würden entweder vor dem Senden einer Nachricht oder als Teil eines Berichts nach dem Spiel angezeigt werden. Dieses Tool könnte auch bei der Strukturierung und Verfeinerung von Entwürfen oder Gruppenbeschlüssen helfen.
KI-generierte Zusammenfassungen: Wir könnten eine KI-Journalist*in einführen, um Pressemitteilungen oder tägliche Zusammenfassungen während asynchroner Spiele, die über einen Zeitraum von 2-6 Wochen stattfinden, zu erstellen und zu teilen. Diese Zusammenfassungen würden den Moderator*innen helfen, auf dem Laufenden zu bleiben. Auch den Teilnehmenden würden sie es erleichtern, sich nach einer längeren asynchronen Phase auf den aktuellen Stand zu bringen.
Über den Tellerrand blicken
AI-Werwolf: Eine Meta-Simulation über die weitreichenden Auswirkungen der KI auf die Gesellschaft, die auf einer erfolgreichen Simulationsreihe aufbaut, z. B. in Kombination mit einem Online-Spiel zu einem Thema aus dem Bereich der Digitalpolitik. In Anlehnung an das Spiel Werwolf würde eine KI als Spieler*in an der Simulation teilnehmen und sich an Chats und Abstimmungen beteiligen. Die Identität der KI könnte entweder am Ende aufgedeckt oder geheim gehalten werden, wobei die Teilnehmenden die Aufgabe hätten, den KI-Spieler während des Spiels zu entdecken.
Erforschung von KI-Voreingenommenheit mit einem reinen KI-Spiel: Einer unserer Planspielautoren hat den Einsatz von KI als Hilfsmittel für die Erstellung von Planspielrollen untersucht. Ein zentrales Ergebnis war, dass es einen bias gibt, also quasi eine Voreingenommenheit in KI-generierten Inhalten. Da es wichtig ist, verschiedene Perspektiven in Simulationen darzustellen, könnten wir das Ergebnis eines Spiels untersuchen, das ausschließlich von KI-Akteuren gespielt wird. Oder es könnten verschiedene mit Hilfe von KI erstellte Spielszenarien verglichen und im Hinblick auf ihre impliziten Vorurteile analysiert werden.
Die Möglichkeiten zur Integration von KI in Senaryon sind beträchtlich und könnten die Erfahrungen der Nutzer*innen unserer Plattform - Planspiel-Autor*innen, Moderator*innen und Teilnehmende - erheblich beeinflussen. Mit den Fortschritten der KI werden Simulationsspiele zweifellos faszinierende Veränderungen erfahren, aber auch die weiteren Auswirkungen der KI auf die Gesellschaft bedürfen weiterer Untersuchungen. Was für eine passende Prämisse für ein Simulationsspiel!
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