Ein Wochenende, mehrere Tausend Besucher*innen, alles im Zeichen Europas – Das sind die Eckpunkte der EuropaCamps der Zeit-Stiftung, bei dem wir seit einigen Jahren die spannende Aufgabe haben, das Programm mit interaktiven Workshops anzureichern. Beim EuropaCamp kommen Menschen unterschiedlichster Hintergründe und Altersklassen zusammen – von der emeritierten Botschafterin über den Fachexperten für EU-Politik bis zur Siebtklässlerin, die mehr über die EU erfahren will – Die Mischung ist bunt, so wie unsere Gesellschaft. Genau darin liegt auch die Herausforderung: Wie bekommt man so unterschiedliche Menschen dazu, zusammen und auf Augenhöhe miteinander zu diskutieren? Und wie sorgt man dafür, dass alle Spaß daran haben und weder über- noch unterfordert sind?
Das scheint uns ganz gut zu gelingen – zumindest sind die Workshops beliebt und die Diskussionen sehr lebendig. Ein zentraler Aspekt unseres Erfolgsrezepts ist unsere Lieblingsdisziplin: das politische Planspiel. Mit präzisen Rollenmaterialien bringen wir alle Teilnehmenden auf den Wissensstand, den sie für das Planspiel brauchen und lassen sie dann selbst Entscheidungen treffen. Das macht nicht nur Spaß, sondern gibt unseren Teilnehmenden die Chance, ganz unterschiedliche Interessen zu vertreten und tiefer in den politischen Diskurs einzutauchen. Denn wann sonst hat man schonmal die Gelegenheit, sich über die Details eines gemeinsamen Europäischen Asylsystems oder die Rolle der Menschenrechte bei EU-Freihandelsabkommen zu streiten – aus der Rolle Ungarns, Schwedens oder eines anderen europäischen Landes?
Der zweite Teil unseres Konzepts lautet Bürgerbeteiligung. Jeder Mensch hat eine Meinung, auch wenn sie vielleicht noch entdeckt, kennengelernt oder gepflegt werden muss. Das geht am besten, wenn man sich ein paar spielerisch vermittelte Wissenshäppchen als Basis einverleibt und dann mit anderen Menschen ins Gespräch darüber kommt, was sich ändern sollte. Damit ist auch schon das Grundrezept unsere Citizens‘ Think Tanks erklärt, bei dem unterschiedlichste Menschen zusammen Forderungen, Ideen und kontroverse Thesen zu einem vorher definierten Thema entwickeln. Und ob es dabei um Europas Rolle in der Welt oder um die Klimapolitik geht – jede und jeder kann Wertvolles zur Diskussion beitragen.
Natürlich sind die Zeiten auch an unserem EuropaCamp-Format nicht spurlos vorübergegangen – schon immer wurde hier und da gefeilt, aber 2021 war eine Zäsur. So haben wir alle Konzepte in die online-Welt überführt und auf den Einsatz mit der Zielgruppe abgestimmt. Das Konzept hat dabei gewonnen. Hatten wir früher hauptsächlich Teilnehmende aus Norddeutschland, können jetzt Menschen von überall her teilnehmen und sich mit einmischen. Und während wir uns sicher freuen, für Workshops wieder an die Elbe zu fahren, wird ein Teil von uns und dem Rest der Welt ja vielleicht auch in Zukunft digital mit dabei sein.