Innovative Ideen jenseits institutioneller Grenzen – dieses Ziel stand im Zentrum unseres jüngsten Projekts für IDOS – German Institute of Development and Sustainability. Diese Vision wurde für zwei intensive Tage in Bonn Realität: Eine neuartige Kombination aus Planspiel und Ideenwerkstatt brachte internationale Stipendiat*innen verschiedener Programmlinien zusammen, um gemeinsam an nachhaltigen Zukunftsideen zu arbeiten.

Die Grundidee war ebenso einfach wie ambitioniert: Räume schaffen, in denen Menschen aus unterschiedlichen Fachhintergründen und Weltregionen gemeinsam denken – ohne die typischen Zwänge, Frustrationen und häufig das Scheitern der gängigen multilateralen Prozesse auf internationaler Ebene. Statt ein klassisches Planspiel zu entwickeln, haben wir versucht, über das Scheitern hinaus zu gehen, also „beyond failure“! Wie lassen sich Antworten auf die großen Krisen und Dilemmata unserer Zeit entwickeln, die von einem Miteinander und dem konstruktiven Suchen nach Lösungen ergeben? 

Dafür haben wir das Planspielformat bewusst aufgebrochen und das Setting gewechselt. Anstatt auf Regierungsebene zu verhandeln, organisierten sich die Teilnehmenden in den Rollen von zufällig ausgewählten Einzelpersonen in einer globalen Bürger*innenversammlung, und zwar in vier thematischen Kreisen zu Dimensionen der Nachhaltigkeit: 

Grundlage des Miteinanders waren Prinzipien aus der Soziokratie und Ubuntu: Konsensorientierung, geteilte Verantwortung, wechselseitiges Zuhören und die tiefe Anerkennung des Gemeinsamen. Dafür schlüpften die Teilnehmenden in die Rollen von fiktiven Personas – repräsentativ verteilt auf die Weltregionen, mit diversen beruflichen und sozialen Hintergründen und darüber mit sehr unterschiedlichen Perspektiven auf die jeweiligen Themen. 

Die Struktur des Planspiels brachte eine spannende Dynamik hervor: Das „Wie“ bestimmte das „Was“. Nicht nur die Inhalte, sondern auch der Weg dorthin wurde kollaborativ, empathisch und nicht-antagonistisch gestaltet – ein deutlicher Bruch mit vielen klassischen Simulationsformaten. Dieses Zusammenspiel spiegelte sich schließlich auch in den phänomenalen Abschlusspräsentationen wider: In den entwickelten Narrativen und Zukunftsideen war spürbar, dass sie aus einem Prozess hervorgegangen waren, der gemeinschaftliches Gestalten über Wettbewerb stellte.

Die Mischung aus Planspiel und Hackathon hat uns konzeptionell herausgefordert – und begeistert. Sie zeigt, welches Potenzial in Formaten liegt, die politische Simulation mit kreativer Zukunftsentwicklung verbinden und dabei Entscheidungslogiken jenseits bekannter Zwänge zu nutzen. Für uns war dieses Projekt ein wichtiger Schritt in die Weiterentwicklung unserer Formate – und vielleicht ein Ausblick auf die Bürger*innenversammlungen der Zukunft. Denn eines wurde deutlich, auch wenn Demokratie anstrengend und langwierig ist, gemeinsam tatsächlich ins Gespräch über gemeinsame Ziele und individuelle Bedürfnisse zu kommen lohnt sich!